„Es ist ein tolles Gefühl, wenn man ein praktisches Ergebnis seiner Arbeit sehen kann. Außerdem freut es mich, kleine Stecklinge zu schönen großen Pflanzen heranzuziehen“, begeistert sich Regina Weber. Vergangenen September hat die 20jährige ihre Ausbildung zur Staudengärtnerin bei Michael Moll in Leinfelden-Echterdingen, am südlichen Rand Stuttgarts, begonnen. Nach der Mittleren Reife und dem Abitur auf einem Agrarwissenschaftlichen Gymnasium lag der Gärtnerberuf für sie nahe. Ein Praktikum half ihr dabei, sich einen Überblick über die Tätigkeiten eines Staudengärtners zu verschaffen. Dabei hat Regina Weber schnell erkannt: „Da man jeden Tag viele verschiedene Aufgaben zu erledigen hat, wird es nie langweilig. Abwechslung im Tagesverlauf ergibt sich auch oft durch das Wetter, da gilt es, flexibel zu reagieren.“ So wie man sich in der Baumschule hauptsächlich mit Gehölzen und im Zierpflanzenbau mit Balkonblumen beschäftigt, spielen in der Staudengärtnerei winterharte, krautige Gewächse die Hauptrolle. Dazu zählen stattliche Rittersporne fürs Beet ebenso wie die polsterförmigen Blaukissen für den Steingarten, Gräser ebenso wie Kräuter und Wasserpflanzen.
Hand in Hand mit moderner Technik
Die Bandbreite ist enorm – auch in der Gärtnerei Moll, in der seit vielen Jahren Staudengärtner ausgebildet werden und die Mitglied der Initiative T.A.G. (Top Ausbildung Gartenbau – Gartenbaubetriebe, die dieses Zeichen tragen, setzen sich besonders für eine qualifizierte Ausbildung ein) ist. Auf 3,5 Hektar werden hier weit mehr als 1000 Staudensorten produziert, also selbst vermehrt, getopft, gepflegt – und schließlich verkauft. Einiges davon passiert in Handarbeit – wie das Teilen der Pflanzen, das Stecklinge Schneiden, das Zusammenpackern der Bestellungen oder das Jäten. Für andere Tätigkeiten sind Maschinen gang und gäbe, wie Regina Weber berichtet: „Wir transportieren fast alle Pflanzen mit Maschinen, topfen bis auf wenige Ausnahmen alles mit einer leistungsfähigen Topfmaschine und schneiden die Triebe überwiegend mit einem Spezialgerät, dem Easycut, zurück. Die Hauptbewässerung übernehmen der Gießwagen und die Tröpfchenbewässerung.“ Auch Radlader, Traktoren oder Elektromobile kommen oft zum Einsatz. Moderne Produktionsmethoden und ein breites Pflanzensortiment in der Gärtnerei sind aber nur ein Teil einer zeitgemäßen Berufsausbildung. In der Berufsschule wird zusätzlich die Theorie vermittelt und man kann sich mit anderen Azubis austauschen. Regina Weber trifft alle fünf, sechs Wochen an der Staatsschule für Gartenbau in Stuttgart-Hohenheim zum 14-tägigen Blockunterricht mit ihnen zusammen. Manchmal gibt es auch wöchentlich einen festen Schultag. Zudem werden auch im Ausbildungsbetrieb Theorieeinheiten angeboten, etwa zu den Themen Winterschutz, Wetter, Beregnungsanlagen oder Vermehrungsarten.
In jeder Jahreszeit andere Aufgaben
Im Verlauf der Jahreszeiten ändern sich die Aufgaben und Arbeiten eines Staudengärtners, wie auch Regina Weber schon festgestellt hat: „Im Frühjahr ist Hochsaison, das heißt, die Hauptaufgabe sind das Zusammenpacken der Bestellungen für den Versand und der Verkauf an Privatkunden. Gegen Sommer beginnen vor allem die Vermehrung und das Topfen von Jungpflanzen, die leeren Beete werden zusammengerückt, um Platz für die neuen Jungpflanzen zu schaffen und Unkraut wird gejätet. Im Herbst nimmt der Verkauf wieder etwas zu und Zwiebelpflanzen werden getopft. Ende Herbst werden die Pflanzen in vielen Beete zurückgeschnitten und noch einmal zusammengerückt, kälteempfindliche ins Folienhaus gestellt und die Beete mit Vlies und Netz abgedeckt. Im Winter wird dann ebenfalls viel vermehrt.“ In dieser ruhigeren Phase verbringt man den Tag auch eher im Gewächs- oder Folienhaus, bevor es im Frühjahr wieder nach draußen geht. Für Regina Weber ist die Arbeit im Freien und mit Pflanzen mit das Schönste an diesem Beruf. Die Freude daran sollte man denn auch als Voraussetzung mitbringen, ebenso wie Interesse an Pflanzen und den Spaß am Umgang mit Menschen. Ein gewisses Sprachverständnis ist ebenfalls von Vorteil, beim Lernen der botanischen Namen. Überrascht war Regina Weber zum Beispiel davon, „dass man diese in der Berufsschule so gut nie behandelt, sondern sich alle selbst aneignen muss.“ Bei der täglichen Arbeit mit den Pflanzen fällt aber auch das nicht allzu schwer.
Weltenbummler mit guten Aufstiegschancen
Und schließlich sind es die weltweit gültigen botanischen Namen, die den Gärtnerberuf so international machen. Einem Job in verschiedenen Gärtnereien, auch im Ausland steht also nichts im Wege! Ohnehin ist der Beruf besonders krisenfest – die grüne Branche boomt – und die Weiterbildungsmöglichkeiten sind vielfältig: Neben dem Abschluss der Meister- oder Technikerschule hat man mit dieser Ausbildung beste Voraussetzungen für ein Master- oder Bachelor-Studium (Gartenbau oder Landschaftsarchitektur). Erst einmal Erfahrung sammeln, das hat Daniel Moll nach der Lehre vor: „Ich möchte im Ausland in Staudengärtnereien und Baumschulen arbeiten. Nach zwei Jahren habe ich vor, auf die Meisterschule nach Hohenheim zu gehen.“ Als Sohn von Michael Moll ist er mit Stauden im elterlichen Betrieb aufgewachsen. „Für mich war es schon immer klar, Staudengärtner zu werden. Von klein auf habe ich zuhause mitgeholfen und habe gesehen wie sich der Betrieb entwickelt und vergrößert hat. Mir hat die körperlich anspruchsvolle Arbeit im Freien, schon immer gut gefallen.“ Nach dem Realschulabschluss 2010 stand für ihn aber auch fest, dass „ich die Ausbildung nicht im elterlichen Betrieb machen möchte, da ich dort vermutlich den ,,Juniorchef-Bonus´´ bekommen hätte.“ Er entschied sich für eine der größten Gärtnereien Deutschlands, Häussermann Stauden+Gehölze in Möglingen.
Familienbetrieb vs. Hightech-Betrieb
Dass bei einer Produktionsfläche von mehr als 45 Hektar bei Häussermann mit modernster Technik gearbeitet wird, ist klar. „Seit neuestem werden die Verkaufspflanzen komplett maschinell mit einem Topffüllgerät und einem Pikierroboter getopft.“ Auch die Kulturen werden maschinell mit einem Spezialgerät zurückgeschnitten. Trotzdem gibt es auch in einem großen Betrieb Arbeiten, die von Hand erledigt werden. „Das Vermehren der Pflanzen ist Handarbeit, und wird vermutlich auch nie maschinell durchzuführen sein, weil man dazu Pflanzenkenntnisse und Sachverstand benötigt“, schätzt Daniel Moll. Der 20-Jährige hat seinen Ausbildungsbetrieb durch die Zusammenarbeit mit der elterlichen Gärtnerei bereits gekannt. Wer diesen Vorteil nicht hat, macht es vielleicht so, wie Regina Weber: „Zuerst habe ich mich im Internet nach Gärtnereien in meiner Umgebung erkundigt, dann ein Praktikum in diesem Betrieb gemacht.“ Drei Jahre dauert die Ausbildung üblicherweise. Mit Abitur, Fachhochschulreife oder einer bereits abgeschlossenen Lehre in einem anderen Bereich lässt sich die Zeit auf zwei Jahre verkürzen. Wie schnell diese drei Jahre um sind, hat Daniel Moll am meisten überrascht: „Wenn man Spaß an dem hat, was man tut, vergeht die Zeit rasend schnell.“