Sammlerstaude Helenium
Ihre Blüten erglühen in den Farben von Sonne, Feuer und Erde, ihre Fans brennen für ihre Schönheit, Standfestigkeit und Lebensdauer.
Warmes Rostrot, loderndes Rotorange, klares Karmin und leuchtendes Sonnengelb vereint in einem einzigartigen Flammenmeer: Als Wolfgang Härtel vor 42 Jahren zum ersten Mal die Gärtnerei Foerster-Stauden in Potsdam-Bornim betrat, standen die Mutterpflanzen der Sonnenbraut (Helenium) in voller Blüte. Dicht an dicht reihten sich die Feuerräder auf einer Fläche von 800 Quadratmetern – und in diesem Moment war es um den jungen Gärtner geschehen, sein Herz entflammte für die farbenfrohen Stauden. „Der Anblick war einfach spektakulär, daran erinnere ich mich bis heute, als sei es gestern gewesen“, erzählt der heute 63-jährige Staudenspezialist. Natürlich kannte er die Gattung Helenium, hatte auch schon die eine oder andere Sorte gesehen. „Aber Karl Foerster, der Namensgeber der 1910 gegründeten Gärtnerei, hatte über 50 Sorten gezüchtet, von denen viele bis heute zu den besten zählen. Diese Vielfalt fasziniert mich bis heute.“ Und nicht nur ihn: Die traditionsreiche Gärtnerei und insbesondere das riesige Sonnenbraut-Sortiment ziehen Jahr für Jahr Sammler aus dem In- und Ausland an, „von Leuten aus der Region bis zu Freaks aus Lettland, Litauen und Polen, die hier teils riesige Mengen erstehen.“
Die Königinnen des Hochsommers
Die Begeisterung kommt nicht von ungefähr: Sonnenbräute (Helenium) sind die Amazonen unter den Heiratswilligen: Von heißblütig bis ungestüm, von kokett bis verspielt, immer aber selbstbewusst, hochgewachsen, robust und von herzerfrischender Fröhlichkeit erobern sie Gärtnerherzen und weitläufige Gärten im Sturm. Begleiter? Sind nicht zwingend notwendig, Sonnenbräute beherrschen die Rabatte auch ganz alleine: Stolz recken sie ihre sonnengekrönten Häupter und verwandeln in träger Sommerpause verharrende Beete wochenlang in lebendige Blütenrabatten. Wer in ihre Gunst kommen möchte, muss sich optisch an die untereinander bestens harmonierenden Farben anpassen, nicht umgekehrt. „Frühe Sorten wie die goldgelbe ‚The Bishop‘ erblühen bereits Anfang Juni, die Hauptsaison erstreckt sich aber von Juli bis in den September hinein, ehe das Heleniumjahr mit späten Sorten wie ‚Rubinzwerg‘ ausklingt“, fasst Wolfgang Härtel zusammen.
Temperamentvolle Schwestern
Im Angebot der Gärtnerei finden sich natürlich die alten Foerster-Züchtungen, von denen viele hervorragende Bewertungen in der Staudensichtung erhielten. Aber auch zahlreiche neuere Sorten bereichern das Sortiment. „Mir gefallen die um die Jahrtausendwende entstandenen Sorten ‚Luc‘ und ‚Rauchtopas‘ am besten: ‚Luc‘ wird um die 120 cm hoch und blüht in einem sehr schönen Orangeton. ‚Rauchtopas‘ hat in der Sichtung am besten abgeschnitten und ein tolles Farbenspiel: Ihre gelben Zungenblüten wellen sich an den Rändern leicht nach oben, wodurch die rotbraunen Unterseiten der Blütenblätter aufblitzen“, schwärmt Wolfgang Härtel. Für seine Arbeit in der Gärtnerei ist er angesichts der vielen attraktiven Neuzüchtungen doppelt dankbar – „andernfalls bekäme ich wohl echte Platzprobleme. Wie viele unserer Kunden, die stehen dann lange vor der riesigen Sortenauswahl, weil der Garten eigentlich voll ist und sie sich nicht entscheiden können. Aber dann schlägt doch das Sammelfieber wieder zu und sie ziehen glücklich mit vier statt zwei neuen Errungenschaften von dannen.“ Es ist eben wie im alten Foerster-Zitat: „Suchet, und Ihr werdet noch etwas ganz anderes finden.“
Partnerwahl und Lebensstil
Sonnenbräute sind in der nordamerikanischen Prärie beheimatet, entsprechend eignen sich als Pflanzpartner beispielsweise Präriegräser wie Ruten-Hirse (Panicum virgatum), Goldbartgras (Sorghastrum nutans) oder Bartgras (Andropogon gerardii), aber auch von ähnlichen Standorten stammende Blütenstauden wie Indianernesseln (Monarda), Virginischer Ehrenpreis (Veronicastrum) oder Sonnenhut (Rudbeckia). „Wichtig ist vor allem, dass der Boden nahrhaft und eher feucht als trocken ist, denn am Naturstandort wächst Helenium auf sumpfigen Böden oder an Gewässerrändern. Sandige Böden muss man daher mit viel Kompost verbessern“, erläutert Wolfgang Härtel von der Gärtnerei Foerster-Stauden in Potsdam-Bornim. „Generell ist ein vollsonniger Platz günstig, Sorten mit eher braunroten Blüten wie die Foerster-Züchtung ‚Königstiger‘ gedeihen im Halbschatten aber sogar besser.“
Neben ausreichend Wasser freuen sich die vitalen Stauden zum Frühjahrsaustrieb über etwas Blaukorn nach Packungsanleitung, dann werden sie von Jahr zu Jahr schöner und größer, ohne lästige Ausläufer zu treiben. Teilen ist normalerweise frühestens nach fünf Jahren notwendig. Beim Rückschnitt rät Wolfgang Härtel: „Nicht zu früh zurückschneiden, da die Pflanzen sonst vor dem Winter erneut austreiben und frostanfällig werden.“ Außerdem hat er einen Tipp, um die Blütezeit der Dauerblüher noch weiter zu verlängern: „Schneiden Sie die im Vordergrund stehenden Sonnenbräute oder auch nur einzelne Triebe im Mai um ein Drittel bis die Hälfte zurück. An den gekürzten Trieben entwickeln sich die Blüten später und Sie schaffen gleichzeitig eine abwechslungsreiche Höhengestaltung im Beet.“