Geophyten und Stauden
Kaum werden die Tage länger und die Sonnenstrahlen intensiver, entwickelt sich im Garten das Leben. Nach und nach bahnen sich verschiedene Frühlingsblüher ihren Weg an die Erdoberfläche.
Schneeglöckchen (Galanthus), Winterlinge (Eranthis), Traubenhyazinthen (Muscari) und Krokusse (Crocus) sind die ersten, die ihre bunten und unverwüstlichen Blüten zeigen. Später folgen Zwiebel-Iris (Iris reticulata), Hasenglöckchen (Hyacinthoides), Tulpen (Tulipa) und Zierlauch (Allium). „Besonders zu Frühjahrsbeginn lassen sich mit Zwiebel- und Knollenpflanzen, so genannten Geophyten, prächtige Farbbilder in den Garten zaubern“, weiß Landschaftsarchitekt Hagen Engelmann. Geophyten bereiten den Weg für andere frühblühende Stauden wie Christrosen (Helleborus), Leberblümchen (Hepatica) oder Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera). Während viele andere Pflanzen sich noch im Winterschlaf befinden, zeigen diese bereits ihre farbigen Gesichter. Aber auch im Sommer können Zwiebel- und Knollenpflanzen den Garten mit Blüten verschönern. „Allerdings sind einige Arten wie Dahlien, Cannas oder Gladiolen frostempfindlich und müssen im Herbst aus der Erde genommen und zum Überwintern an einen trockenen, kühlen Ort gebracht werden“, so Engelmann. Im Herbst aber geht sie weiter, die Zeit der ausdauernden robusten Erdpflanzen. „Mit Herbstzeitlosen (Colchicum) oder Alpenveilchen (Cyclamen) lässt sich zusammen mit Gräsern und spätblühenden Stauden die Blütenpracht im Garten bis weit in den November verlängern“, schwärmt Engelmann. Es lohnt also, sich mit diesen Pflanzen näher auseinanderzusetzen. In Kombination mit Gartenstauden und Gehölzen lassen sich so wunderbare, dauerhafte Pflanzengesellschaften bilden.
Zierlauch kommt zwischen Frühjahr und Sommer
Die Verwandten von Speisezwiebel und Schnittlauch veredeln jeden Garten. Von Mai bis in den Juni eignet sich Zierlauch mit seinen kugel- bis schirmförmigen Blütenständen dafür, die Lücke zwischen frühlings- und sommerblühenden Stauden zu schließen. Mit ihm lassen sich Struktur, Rhythmus und vertikale Akzente in den Farben Gelb, Weiß, Violett und Rot realisieren. Die Größe der verschiedenen Arten variiert beträchtlich. Vom 20 bis 30 cm kleinen Zwiebelzwerg über den goldgelb blühenden Goldlauch (Allium molly) bis hin zum imposanten, etwa 150 cm hohen Riesenlauch (Allium giganteum). Viele Lauche bestechen durch ihre kugelförmigen Blüten, die wiederum aus einer Vielzahl von einzelnen Sternenblüten bestehen. „Der Großteil der Zierlauche sind ursprünglich Steppenpflanzen. Sie benötigen daher vor allem im Sommer einen durchlässigen, nährstoffreichen Boden in voller Sonne, um zur vollen Blüte zu gelangen und sich dauerhaft im Garten zu etablieren“, sagt der Experte. Ein besonderer Vorzug des Zierlauches ist es, dass er praktisch keinen eigenen Platz in der Rabatte braucht. Man kann ihn zwischen Stauden pflanzen, denn er treibt früh aus und zieht nach der Blüte zügig wieder ein. Um vergilbendes Laub zu kaschieren, empfiehlt sich die Kombination mit Pflanzen, die einen buschigen Wuchs haben und die es im Sommer ebenfalls sonnig und heiß mögen. Das ist beispielsweise bei Katzenminze (Nepeta), Thymian (Thymus), Salbei (Salvia), Veronica (Veronica) oder Prachtkerze (Gaura) der Fall. Mit diesen Stauden lassen sich besonders Sorten wie Allium `Globe Master´ oder Allium `Mont Blanc´ kombinieren. Die späten Zierlauch-Sorten geben sich mit den ersten Gräsern (Miscanthus, Panicum) ein schönes Stelldichein.
Farbteppiche vor und unter Gehölzen
Während sich manche Zwiebel- und Knollenpflanzen in voller Sonne wohl fühlen, bevorzugen andere das schützende Blätterdach von Gehölzen. „Viele Frühlingsblüher wie die Frühlingsanemone (Anemone blanda), Blaustern (Scilla) oder Winterling (Eranthis) lassen sich besonders gut vor einer Gehölzkulisse ansiedeln“, erklärt der Landschaftsarchitekt. Sie würden ihre Blüten zeigen, bevor sich das Laub der Gehölze entwickelt und bräuchten im zeitigen Frühjahr Licht und Wasser, um gedeihen zu können. Nach der Blüte ziehen sie ein. Dann genügt ihnen ein trockener Standort, um bis zur nächsten Saison zu überdauern. In dieser Zeit lassen sie den Gehölzen und später austreibenden Schattenstauden den Vortritt. Geeignete Partner sind Funkien (Hosta), Lungenkraut (Pulmonaria) und Silberkerze (Cimicifuga) oder Gehölze wie Zaubernuss (Hamamelis), Eisenholzstrauch (Parrotia) und Schneeball (Viburnum). Im Herbst setzen Herbstalpenveilchen (Cyclamen hederifolium) oder Herbstkrokusse (Crocus speciosus) nochmals Blütehöhepunkte. „Außerdem gibt es auch Schneeglöckchen, die im Herbst blühen. Die verlängern das Gartenjahr bis in den November hinein“, so Engelmann. Vor allem in einem Garten, in dem alte Gehölzbestände vorhanden sind, lassen sich die Gehölz-Ränder mit Geophyten und Schattenstauden in blühende Teppiche verwandeln.
Wussten Sie schon, dass…
dass sich Geophyten sowohl dazu eignen, einzelne Blütehöhepunkte im Garten zu schaffen, als auch ganze Gartenpartien mit Blüten zu bedecken und zu verwildern? „Generell sollten Zwiebelpflanzen erst abgeschnitten werden, nachdem das Laub vergilbt ist“, rät Engelmann. Schneidet man vorher, können sich nicht genügend Reserven in der Knolle einlagern und die Bestände gehen zurück. „Zum Verwildern an schütteren Rasenstellen, zum Beispiel unter Bäumen und Sträuchern, eignet sich der Elfenkrokus (Crocus tommasinianus) besonders gut“, so der Landschaftsarchitekt. Generell pflanzt man frühlingsblühende Arten im Herbst so frühzeitig wie möglich, damit noch vor dem Winter eine gute Wurzelentwicklung stattfinden kann. Getopfte herbstblühende Arten können im Frühjahr gepflanzt werden. Herbstzeitlose sollten in der Zeit zwischen dem Absterben des Laubes und der Blüte gepflanzt werden. Hin und wieder kann man im gut sortierten Fachhandel getopfte Pflanzen blühend erwerben. Die Pflanztiefe beträgt das zwei- bis dreifache der Zwiebel- oder Knollengröße. Attraktive Blütenhöhepunkte können auch mit Tulpen (Tulipa) oder Prärielilien (Camassia) im frühen Staudenbeet geschaffen werden. Besonders schön und langlebig sind diese Pflanzen in Kombination mit mediterranen Stauden wie Salbei (Salvia) oder Thymian (Thymus). Weder den Tulpen noch den Prärielilien oder diesen Stauden macht die Sommertrockenheit etwas aus.
Staudentipp des Monats
„Geophyten benötigen keine große Pflege, wenn sie am richtigen Standort gepflanzt werden“, sagt Experte Engelmann. Wichtig sei die Qualität des Bodens. Der Landschaftsarchitekt schwört auf ein Aufbessern des Bodens mit Perlite, einem mineralischen Vulkangestein, das zur Drainage dient. Dies bewirkt zusammen mit gehäckseltem Buchenlaub, Kompost und Sand für eine Erhöhung des Humusgehaltes und sorgt für Wasserdurchlässigkeit. Schwere, wasserundurchlässige Böden sind oftmals der Grund dafür, dass viele Zwiebel- oder Knollenpflanzen nur sehr kurze Zeit überleben. Um den Pflanzen die nötigen Nährstoffe zu geben, arbeitet der Gartenexperte mit Stickstoffdünger im Frühjahr und ergänzt für Geophyten diese durch eine Flüssigdüngung über das Blatt, während der jeweiligen Wachstumszeit. Besonders auf die Partner sollte man großen Wert legen. In einer Staudenrabatte mit Prachtstauden, die reichhaltigen Boden lieben und auch im Sommer öfter gegossen werden müssen, werden sich die meisten Zwiebel- und Knollenpflanzen nicht lange halten können. Zu viel Wasser lässt die Zwiebeln oder Knollen oft faulen. Deshalb ist die Ansiedlung zusammen mit trockenheitsliebenden Pflanzen, etwa Katzenminze (Nepeta), von Vorteil. Um die Zwiebeln und Stauden voneinander unterscheiden und bei Bedarf auch sortenrein herausnehmen zu können, hat der Zwiebel-Liebhaber folgende Technik entwickelt. Er nimmt einen gelben Drainageschlauch, schneidet ihn an den Seiten auf und legt ihn rund aus. Dann gräbt er das Schlauchrund ca. 5 bis 10 cm in den Boden ein und setzt Pflanzen jeweils einer Sorte in die Mitte. Der Vorteil: Die Pflege wird erleichtert, die Pflanzen werden beim Hacken weniger beschädigt und können sortenrein leicht herausgenommen und geteilt werden. Gegen Unkraut helfen eine möglichst geschlossene Pflanzendecke und ein gut vorbereiteter Boden.