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Architektur im Miniformat:

Blütenschirme im Garten

Doldenblütler sind häufig auch Gewürz- und Heilpflanzen

Wie kleine Schirme schweben ihre Blüten über den Blättern, mal duftig, mal kompakt. Doldenblütler, der Botaniker nennt sie auch Apiaceae, sind kleine Wunderwerke, die Struktur und naturhaften Charme vereinen. Dafür schätzt sie Thomas Kimmich, Staudengärtner in Wädenswil, besonders: „Jede Blütendolde ist aus vielen kleinen Einzelblüten zusammengesetzt. Die attraktiven Blütenschirme sind in der Gartengestaltung das Pendant zu schlanken, aufstrebenden Formen. Neben den Blüten ist das oft ein geschlitzte, farnartige Laub äußerst dekorativ und bildet sehr schöne Kontraste zu anderen Stauden und Geophyten (Zwiebel- und Knollenpflanzen)“, schwärmt Kimmich. Auch die Samenstände sind sehr attraktiv und im winterlichen Beet wichtige Strukturbildner. Die unterschiedliche Blütezeit der einzelnen Arten macht es möglich, dass man die attraktiven Blütenteller vom Frühjahr bis zum Spätherbst im Garten bestaunen kann.

Für jeden Standort den richtigen Doldenblütler

„Für jeden Gartenstandort lassen sich geeignete Doldenblütler finden“, weiß Kimmich. Da sie in der Natur vom Wald bis hin zu sonnigen Freiflächen vorkommen, kann man sie auch im Garten in unterschiedlichen Lebensbereichen einsetzen, erklärt der Experte. Für sonnige Flächen mit frischem humosem Boden eignet sich zum Beispiel die Kaschmirdolde (Selinum wallichianum). Sie besticht mit ihren bis zu 20 cm großen, weißen Schirmblüten von Juni bis August und dem schönen farnartigen Laub. Die Samenstände bringen auch im Winter Struktur in den Garten. Trockene, durchlässige Böden an sonnigen Standorten bevorzugt der Bergfenchel (Seseli gummiferum), eine schöne Blatt- und Blütenstaude mit blaugrünen Blättern, die sich durch Samen verbreitet und immer wieder neue Gartenbilder schafft. „Auch schattige Gartenbereiche lassen sich mit Schirmblüten gestalten“, sagt Kimmich. Im Gehölzrandbereich mit trockenem Boden fühlt sich die Bibernelle (Pimpinella saxifraga) wohl. Sie zeigt ihre weißen Blüten von Juni bis Oktober und ist dann für viele Insekten eine willkommene Nahrungsquelle. Frische Böden in schattigen Lagen bevorzugt der Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris). Die stattliche Pflanze wird 150 cm hoch und blüht im Juli bis September in weißen Dolden. Auf feuchten Standorten im halbschattigen Garten ist auch der Meisterwurz (Peucedanum ostruthium) zuhause. Die Sorte `Daphnis´ bleibt mit 60 cm kleiner als die Art und besticht mit ihren reichen weißen Doldenblüten und dem gelbbuntem Laub.

Gelungene Kombinationen – Schirmblüten effektvoll eingesetzt

“Die ausdrucksstarke Form der schirmartigen Blütenteller, die über den Beeten zu “schweben“ scheinen, bilden einen guten Kontrast zu vertikalen Strukturen und schaffen eine dritte Dimension im Beet. Deshalb sind Doldenblütler gestalterisch sehr wertvoll“, schwärmt Kimmich. In Wädenswil hatte man jahrelang Erfahrungen mit einem Silberdoldenbeet gesammelt. Der Standort war sonnig, der Boden durchlässig und eher trocken. Hier gaben sich trockenheitsliebende Doldenblütler mit passenden Stauden ein Stelldichein, wie der graulaubige Bergfenchel (Seseli gummiferum) und der heimische Bärwurz (Meum athamanticum), der 40 cm hoch wird und weiß blüht. Verschiedene Edeldisteln (Eryngium giganteum, Eryngium x zabelii), die mit ihren kegelförmigen Blütenköpfen die Variabilität der Doldenblütler zeigen, sind richtige Schmetterlingsmagnete. Gräser, wie Panicum virgatum `Heavy Metal´ oder Blaustrahlhafer (Helictotrichon sempervierens) umspielen die Schirmblütler elegant. Das Perlkörbchen (Anaphalis triplinervis) bildet einen silbrigen Teppich, der den Schirmträgern zu Füßen liegt. Durchbrochen wurde die Gestaltung durch die aufrechten Blütenkerzen der weißblühenden Steppenkerze (Eremurus stenophyllus) und grünweißen Blütenstäben der Fackellilie (Kniphofia `Percys Pride´). „Eine weitere schöne Kombination erreichen Sie, wenn die Kaschmirdolde (Selinum wallichianum) als Solitärpflanze eingesetzt wird“, verrät der Staudenexperte. Ihr zu Füßen kommen niedrigere Pflanzpartnern wie beispielsweise der kleine Wiesenknopf (Sanguisorba offinicinalis `Tanna´), Storchschnabel (Geranium sanguineum-Hybriden) oder Feinstrahlaster (Erigeron karvinskianus) besonders gut zur Geltung. Sie unterstreichen die königliche Pracht des großblumigen Doldenblütlers.

Doldenblütler als Futter-, Heil- und Gewürzpflanzen

Die Schirmträger haben zudem eine große ökologische Bedeutung. „Wenn Sie sich zahlreiche Insekten in den Garten holen möchten, dann sind Doldenblütler eine gute Wahl“, so Kimmich. Ihre Blüten und Blätter sind bei Wildbienen, Käfern oder Schmetterlingen (zum Beispiel dem Schwalbenschwanz) als Nahrungsquelle sehr begehrt. Oftmals dienen die Stängel und Blätter auch als Unterschlupf für die Insekten. Die zitronengelben Blütenschleier des sichelblättrigen Hasenohr (Bupleurum falcatum) zum Beispiel sehen im Juni bis Oktober nicht nur sehr schön aus, die attraktive Pflanze versamt sich auch und schließt offene Stellen ohne lästig zu werden. Dazu ist sie eine heimische Pflanze und zieht viele Wildbienen und spannende Käferarten an. „In der Familie der Doldenblütler finden sich außerdem viele wichtige Gewürz- und Heilpflanzen“, sagt Kimmich. So zum Beispiel der Kümmel (Carum carvi), dem man nachsagt, die älteste aller Gewürzpflanzen zu sein, verdauungsfördernd und magenstärkend. Auch Fenchel (Foeniculum vulgare) gehört zur selben Familie. Die braunlaubige Sorte (`Rubrum´) besticht durch das filigrane rotbraune Laub und die grüngelben Blüten. Die Pflanze ist zwar kurzlebig, samt sich aber zuverlässig aus. Mit Anis-Aroma überzeugt die Süßdolde (Myrrhis odorata) die bereits im April blüht. Die anspruchslose Pflanze mit den filigranen farnartigen Blättern ist nicht nur für das Auge attraktiv, sondern auch in allen Teilen essbar. Am ausgeprägtesten ist der Lakritz-Geschmack bei den länglichen Früchten, wenn diese noch nicht ganz reif sind. Blätter von Dill, Kümmel, Fenchel und Süßdolde verleiten im Garten zum Naschen und sind als Dekoration auf Speisen hübsch.

Gärtnertipp

„Die Lebensformen der Doldenblütlern sind sehr unterschiedlich“, erklärt Kimmich. Es gibt sowohl einjährige Pflanzen, Arten, die sich versamen, als auch langlebige Stauden. Viele der kurzlebigen Arten wie Fenchel (Foeniculum) oder Kerbel (Anthriscus) sind Vagabunden im Blumenbeet. Lässt man sie versamen, schliessen sie Lücken und bringen somit Dynamik ins Beet und lassen keinen Platz für unerwünschte Beikräuter. Generell empfiehlt es sich, die Blütenstände der Doldenblütler als Winterstruktur stehen zu lassen. Ein Dauerblüher für den halbschattigen Bereich sind Sterndolden (Astrantia major, Astrantia maxima). Sie blühen fast unermüdlich von Mai bis Oktober. Mittlerweile gibt es neue Sorten von Astrantia major, wie `Abbey Road´ oder `Moulin Rouge´ in auffallenden Rottönen. „Die Blüten lassen sich außerdem hervorragend als Schnittblumen verwenden und sind auch zum Trocknen sehr gut geeignet“, erklärt der Staudengärtner. Beim Arbeiten und Umgang mit manchen Doldenblütlern ist Vorsicht geboten.

Was sind Doldenblütler?

Eine Dolde ist eine Form des Blütenstands, bei dem die Blüten alle auf kleinen, nahezu gleichlangen Stielchen, den Nebenachsen, an der Spitze der Sprossachse ansetzen. Die Blüten und Früchte liegen somit alle auf fast der gleichen Ebene. Sitzt am Ende der Nebenachse keine Blüte, sondern wachsen hier erneut mehrere kleine Stielchen mit endständigen Blüten, nennt man diese Form Doppeldolde, wie bei dem Engelwurz oder der Möhre.

Dolde
Hätte jemand den Möhren eine solche durchkomponierte Erscheinung der Blüten zugetraut? Wie eine Mischung aus Baukunst und Modeschöpfung wirkt diese sich noch öffnende Dolde. (Bild: GMH/Christiane Bach)
Die Mischung macht´s
Die Mischung macht´s: Die aufstrebende Formen von Gräsern und die leicht kugeligen Blütendolden von Astrantien sind abwechslungsreich. (Bild: GMH/Bettina Banse)
Bischofskraut
Das Bischofskraut bildet große, wunderschön geformte Dolden, die gerne von Insekten als Nahrungsquelle genutzt werden. (Bild: GMH/:Christiane Bach)
Engelwurz
Mit einem seltenen, tollen Purpur strahlt der Engelwurz eine sowohl urwüchsige Kraft in einigen Pflanzenteilen aus als auch eine schwebend Leichtigkeit im gesamten Habitus und den Blüten. (Bild: GMH/Christiane Bach)
Astrantien
Astrantien sind zauberhaft – so zart und dennoch klar strukturiert. In schattigen Lagen bringen sie vor allem mit hellen Blüten eine schöne Aufhellung. (Bild: GMH/Christiane Bach)

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